Vor-Ort Bericht
Bericht über den Kenia-Aufenthalt im März 2020 10./11. März 2020 Mittags fuhr uns, Ilse, Lisa und mich, unser Nachbar Peter zu unseren Freunden Andrea und Arigo nach Frankfurt. Roland konnte wegen einer kürzlich durchgeführten OP leider nicht dabei sein. Am Abend ging es dann mit dem Flugzeug nach Addis Abeba und am nächsten Morgen weiter nach Mombasa. Dort holte uns unser Freund und Fahrer Gigi ab, und am Nachmittag kamen wir in Kilifi in dem gemieteten Haus an. Es ist sehr groß mit schönem Garten und Pool, da kann man es sich gut gehen lassen. Das Hotel Kilifi Bay, in dem wir früher waren, hat leider die Preise dermaßen erhöht, dass wir es uns nicht mehr leisten möchten. Ich fuhr dann noch mit Eric und dem Koch zum Einkaufen, damit wir Abendessen und für den nächsten Tag Frühstück hatten. 12. März 2020 Vormittags erkundeten wir die Umgebung und relaxten am Pool. Am Nachmittag fuhr uns Gigi zum Waisenhaus, vorher kauften wir im Tuskys noch ein paar Kekse, Obst und Süßigkeiten für die Kinder ein. Vor Ort wurden wir dann leider enttäuscht, da es unser Gärtner David wieder nicht geschafft hat, den Garten gut zu bewirtschaften. Außer ein paar Tomaten- und Mchicha-Pflanzen lag alles brach. Vor ein paar Tagen hat es angefangen zu regnen und das Gras wuchs hoch. An den Bananenstauden hingen die vertrockneten Blätter und im Greenhouse war außer ein paar Sukumawiki-Pflanzen auch nichts angebaut. Ich war sehr enttäuscht, was ich David auch sagte. Als Grund nannte er Wassermangel, das konnten wir aber nicht verstehen. Es regnet seit ein paar Tagen, und er hat noch nicht mal Setzlinge. Die Biogasanlage arbeitet auch nicht voll, und wir müssen leider Abfall (Obst- und Gemüse) dazukaufen. Auch damit werden wir uns in den nächsten Tagen beschäftigen müssen. Später kamen die ersten drei Kinder aus dem Kindergarten und sie freuten sich riesig uns zu sehen. Dann trafen auch die Kinder der ersten vier Klassen ein, außer Kazo kannte ich sie alle noch nicht. Ein Mädchen, Mary, weinte die ganze Zeit und wir wussten nicht warum. Erst als Grace, unsere Heimleiterin, kam, sie war in Kilifi beim Einkaufen, erfuhren wir, dass Mary krank war. Ich legte sie dann ins Bett und sie schlief auch gleich ein. Ich unterhielt mich noch mit den anderen neuen Kindern und fragte sie, ob sie noch Eltern oder Geschwister hätten. Eltern meist nicht, aber viele Geschwister. Am späten Nachmittag kamen dann auch die Kinder der höheren Klassen, aber da waren wir gerade am Gehen. Wir luden alle für Samstag zu uns ins Haus ein. 13. März 2020 Ilse und Lisa gingen vormittags ins Hotel Kilifi Bay, um die neuesten Nachrichten aus der Heimat lesen zu können. Bei uns im Haus war leider das Internet ausgefallen. Gegen Mittag kam Grace ins Haus und wir machten die Buchhaltung für vier Monate. Leider war das Kuvert mit den Rechnungen vom November und Dezember auf dem Postweg verloren gegangen und ich musste diese beiden Monate erst ins Kassenbuch eintragen, und dann auch noch Januar und Februar. Die Rechnungen für Januar und Februar waren erwartungsgemäß viele und hoch. Die Kinder kommen zu uns mit nichts. Sie sind oftmals in einem schlechten gesundheitlichen Zustand, haben keine Kleidung, keine Schuhe, einfach nur das, was sie anhaben. Um sie selbst und die anderen Kinder zu schützen, ist es Vorschrift von jedem Kind eine medizinische Eingangsuntersuchung durchführen zu lassen. Auch mussten die neu zu uns gekommenen Kinder im Kindergarten und in der Schule angemeldet werden, Uniformen und Schulausstattung gekauft werden. Neue Betten, Matratzen und Bettwäsche brauchten wir auch. Zur Zeit sind 21 Kinder im Waisenhaus glücklich untergebracht. Drei gehen in den Kindergarten und der Rest in die Primary School. Die neuen Kinder gehen in die Fumbini Primary School. Grace, Tatu und Neema gehen in die private Primary School, die Ocean of Wonders, sie fahren mit dem Schulbus dorthin. Nur Chuchu ist dort im Internat. Faida, Njoki und Rachel gehen in die Secondary School, ebenso Conny. Njokis Schule ist eine Tagesreise weit weg und wir werden sie nicht besuchen können. Die anderen Schulen wollen wir in den nächsten Tagen besuchen. Als wir fertig waren, war es bereits 17.30 Uhr und Eric, unser ehrenamtlicher Manager vor Ort, besuchte uns noch. Ilse ließ sich die Biogasanlage erklären und sie wird alles versuchen, dass sie besser arbeitet. Ilse versteht auch viel von Landwirtschaft und Gartenarbeit und sagte Eric auch, dass man so wie David nicht arbeiten kann. Wir versuchen erneut einen guten Arbeiter für unseren Garten zu finden und werden wahrscheinlich David entlassen müssen. Er bekam so viele Chanen, aber jetzt ist Schluss. Gegen 19.30 Uhr fuhren Eric und Grace zurück und wir wurden von unserem Koch mit frischem Fisch, Gemüse und Kokosnussreis verwöhnt. 14. März 2020 Heute Nacht war es sehr schwül und es hatte geregnet. Wir standen schon um 7 Uhr auf, um ans Meer zu gehen, da anschließend Ebbe ist. Vormittags fuhren wir mit Eric nach Kilifi Town, um noch etwas einzukaufen für nachmittags, wenn die Kinder kommen. Um 14 Uhr waren sie dann endlich da. 21 Kinder, von denen nur zwei etwas schwimmen konnten, zu beaufsichtigen und zu bespaßen, war nicht leicht. Wir schafften es natürlich und außer einer Vorrichtung im Pool blieb alles heil. Sie verspeisten dann das Obst, das wir vormittags gekauft hatten, der Saft wurde mit Wasser vermischt und getrunken und auch die Kekse wurden gegessen. Dann wurde auf der großen Terrasse Ball gespielt, Seil und Gummiband gehüpft, bis alle todmüde waren. Um 17.30 Uhr kam Gigi und holte die Kinder wieder ab. Einige schliefen unterwegs vor Müdigkeit ein. Auch wir waren hundemüde und gingen früh schlafen. 15. März 2020 Vormittags fuhren wir mit dem TukTuk in eine andere Anlage, in der auch Häuser vermietet werden. Im Oktober wollen wir mit Andrea, Arigo, Abdilla mit Familie und einigen Freunden eventuell dort wohnen. Dann fuhren wir weiter in den Markt und kauften fürs Abendessen ein. Für Ilse und Lisa war es ein Erlebnis, sich so frei unter den Einheimischen bewegen zu können. Am Nachmittag fuhr uns Gigi ins Waisenhaus zu den Kindern. Sie kamen gerade aus der Kirche und es gab Mittagessen. Nach dem Essen verteilten wir einen Teil der mitgebrachten Kleidung und die Kinder freuten sich sehr darüber. Für die großen Mädchen, die in der Secondary School sind, kam die Kleidung in einen Koffer und sie bekommen sie in den Ferien. Anschließend zog jedes Mädchen ein neues Kleidungsstück an und wir machten von jeder einzelne Fotos und auch Gruppenbilder. Am späten Nachmittag fuhren wir zurück ins Haus und gingen noch kurz vor Einbruch der Dunkelheit ins Meer zum Schwimmen. 16. März 2020 Heute Vormittag wollten wir die Kinder, die in die Ocean of Wonders School gehen, besuchen, aber leider kam die Nachricht, dass alle Schulen wegen des Corona-Virus bis auf Weiteres geschlossen sind. Am Nachmittag fuhren wir zu den Kindern und spielten mit ihnen. 17./ 18. März 2020 S A F A R I Wir sahen viele Tiere in freier Wildbahn und es war sehr aufregend. 19. März 2020 Am Vormittag kam Eric und wir haben die TO DO LIST abgearbeitet. Wir müssen ein neues Zertifikat beantragen und dazu ist viel Papierkram erforderlich. Zudem müssen wir einen Manager einstellen und Grace wird dann als Socialworker beschäftigt. Die Löhne müssen erhöht werden und wir werden uns nun wirklich einen neuen Gärtner einstellen. David lernt es nicht mehr. Eventuell kann er tageweise beschäftigt werden in Zukunft. Außerdem müssen wir eine dritte Mama einstellen, mit 21 Kinder fällt natürlich mehr Arbeit an. Grace muss die Einkäufe an einem Tag erledigen und nicht zwei- oder dreimal im Monat zum Einkaufen fahren. Jede Fahrt kostet Zeit und Geld. Unterlagen für eine Volontärin im Oktober dieses Jahres soll Eric noch beibringen. Einige Rechnungen, die wir zu Hause nicht entziffern konnten, besprachen wir noch und schrieben auf, um was es sich dabei handelt. Die Biogasanlage wurde zwar erst geprüft, aber wir sind der Meinung, dass irgendetwas nicht stimmt, wir haben immer zu wenig Druck und es können meistens keine zwei Flammen am Herd benutzt werden. Wir werden uns zu Hause einmal einlesen, an was es eventuell liegen kann. Am Nachmittag fuhren Ilse und ich noch zu den Kindern, Lisa blieb im Haus, sie fühlte sich nicht gut. Auf dem Rückweg kauften wir noch im Tuskys fürs Abendessen ein. Bei Einbruch der Dunkelheit waren wir im Haus zurück. 20. März 2020 Heute faulenzten wir. Mittags gingen wir ins Hotel Kilifi Bay, die haben Wlan, um die neuesten Nachrichten aus der Heimat zu erfahren. Am Nachmittag waren wir wieder zurück und Gigi brachte uns zwei kleine Mangobäume fürs Grundstück und Cashewnüsse. 21. März 2020 Am frühen Nachmittag kam Eric und holte uns ab, um ins Waisenhaus zu fahren. Wir hatten alle Mitarbeiter zur Besprechung eingeladen, um ihre Wünsche und Anregungen zu hören. David wurde mitgeteilt, dass er zum Ende März entlassen wird. Er bat noch einmal um eine letzte Chance, davon hatte er bereits vier, und jetzt ist Schluss. Die Mamas möchten gerne, dass der Fernseher wieder angeschlossen wird, aber das wollen wir nicht, da auch die Kinder dann nur noch vor dem Fernseher sitzen werden. In der Vergangenheit hatten wir dieses Problem schon. Eventuell will Eric ihnen einen Radio geben, damit sie die Nachrichten anhören können. Gerade jetzt in dieser verrückten Zeit um Corona. Die Mamas fragten wieder nach einer Gehaltserhöhung und Eric gab Grace die Aufgabe, die letzten drei Jahre gegenüberzustellen, ob wir was eingespart haben, dann will er über eine Erhöhung der Löhne nachdenken. So ist er halt. Auch das Problem mit der Biogasanlage wurde angesprochen von den Mamas, sie möchten wieder mit Holz kochen. Das ist aber vom Staat verboten worden, da zu viele Bäume abgeholzt werden. Wir verbrauchen auch zu viel Wasser für die Toilette. Dieses Problem wollen wir mit Share for Smiles besprechen, eventuell haben sie einen Vorschlag, da sie in ganz Afrika tätig sind und bestimmt dieses Problem kennen. Grace möchte für die Zeit, wenn die Kinder nicht in die Schule gehen dürfen, einen Lehrer anstellen, um zu unterrichten, das ist aber auch nicht erlaubt. Kein Fremder darf das Waisenhaus betreten. Ilse und Lisa haben derweilen mit den Kindern gespielt, ihnen einige deutsche Spiele gezeigt und sie inspizierten das Grundstück. In der Nachbarschaft probten Kinder für den nächsten Tag für die Kirche, das gefiel ihnen sehr gut. Bei Einbruch der Dunkelheit fuhren wir zurück ins Haus. 22. März 2020 Vormittags waren wir im Kilifi Bay und erfuhren, dass hier ab morgen alle Geschäfte geschlossen werden. Das ist schon verrückt. Die normale Bevölkerung hat keine Vorräte, sie können es sich weder leisten noch lagern. Am Nachmittag kam Grace und wir besprachen noch die Kasse vom März und einige Dinge, die mir im Waisenhaus nicht gefallen haben, z.B. dass vor dem Essen nicht mehr gebetet wird und manche Kinder schmutzige Kleidung tragen. Sie soll auch mehr dahinter sein, dass der Gärtner genügend Gemüse für unseren Bedarf anpflanzt. Am späten Nachmittag fuhr sie wieder zurück zu den Kindern und wir gingen noch zum Strand. Der Mond ist am Zunehmen und wir hatten endlich eine tolle Brandung. 23. März 2020 Eigentlich wollten wir den heutigen, letzten Tag geruhsam angehen. Aber meistens kommt es anders, als man denkt. Am Vormittag rief mich Roland an und teilte mit, dass unser morgiger Flug geändert wurde. Wir sollten mittags von Mombasa nach Nairobi fliegen und von dort am Abend nach Addis Abeba. Dazu mussten wir uns dies unbedingt noch von der Fluggesellschaft telefonisch bestätigen lassen. Also hängte ich mich ans Telefon und versuchte die von unserem deutschen Reisebüro mitgeteilte Nummer zu erreichen. Es war zwecklos, immer nur belegt. Mittags fuhr uns Gigi noch zum Tuskys, wir kauften für die Kinder Eiscreme. Leider durften sie ja seit einer Woche das Waisenhaus nicht mehr verlassen und somit war der Besuch des Tuskys zum Eisessen nicht mehr möglich. Wir hatten am Vormittag zwei große nasse Handtücher ins Gefrierfach getan und diese waren jetzt angefroren. Wir legten sie in die Kühlbox und konnten so das Eis auch gefroren zu den Kindern bringen. Die Freude war natürlich riesengroß. Jeder bekam erst einmal zwei große Löffel der Eiscreme in eine Tasse und da wir eine 4 kg Box gekauft hatten, gab es auch noch einen zweiten Durchgang. Die Mamas versorgten wir natürlich auch damit. Dazwischen versuchte ich immer wieder den Flughafen in Mombasa zu erreichen, leider erfolglos. Um 16 Uhr holte uns Eric dann vom Waisenhaus ab und brachte uns zurück ins Haus. Zum Abschied nahmen wir uns alle an die Hand und die Kinder sprachen noch ein Gebet, Chuchu war die Vorbeterin. Sie gaben mir noch viele liebe Grüße und Gebete an Roland mit und freuten sich jetzt schon, ihn im Oktober wiederzusehen. Als wir im Haus angekommen waren, rief Eric einen Bekannten, der in Mombasa in der Nähe vom Flughafen arbeitet, an und bat ihn zum Schalter von unserer Fluggesellschaft zu gehen und unseren geänderten Flug zu bestätigen. Endlich nach einer Stunde Wartezeit kam die ersehnte Nachricht, dass unsere Flüge stattfinden. Zum Abschluss des Tages und unseres Urlaubs gingen wir noch ins Meer zum Schwimmen. 24. März 2020 Um 7 Uhr morgens holte uns Gigi ab und brachte uns nach Mombasa zum Flughafen. Dort wusste man nichts von einem Flug nach Nairobi und davon, dass wir umgebucht worden waren. Der Flug sollte wie ursprünglich geplant um 18 Uhr von Mombasa nach Addis stattfinden. Das hieß nun für uns warten, warten, warten. Endlich war es dann soweit und wir konnten die Heimreise antreten. Wegen des Corona-Virus gab es überall verschärfte Kontrollen und mir wurde als Österreicherin sogar die Einreise in Frankfurt erst erlaubt, als ich meinen Wohnort in Deutschland beweisen konnte. Ein nicht alltäglicher Aufenthalt bei unseren Kindern ging zu Ende. KWAHERI